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Kurpark
Am 7. Juli 2014 wurde der Stadt Xanten von der damaligen Regierungspräsidentin Annemarie Lütkes das Prädikat Luftkurort verliehen. Als zukünftiges Herzstück des Luftkurortes Xanten sollte ein Kurpark innerhalb der historischen Wallanlagen entstehen.
Mit der Erstellung des Kurparkkonzeptes wurde im März 2015 begonnen. Im darauffolgenden Mai lud die Stadtverwaltung alle Xantener Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung in das Rathaus ein. Hierbei wurden in Workshops Ideen und Anregungen zur Gestalt des zukünftigen Kurparks erarbeitet.
Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte im Dezember 2015 die Projektförderung in das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm des Landes NRW aufgenommen. Im Mai 2016 wurde die Planergruppe Oberhausen mit der Freianlagenplanung beauftragt.
Bei der Umgestaltung der Wallanlagen wurde sehr viel Wert auf Barrierefreiheit gelegt; der Kurpark soll mit dem bundesweit einheitlichen Zertifizierungssystem „Reisen für Alle“ ausgezeichnet werden. Die bestehenden Wege wurden u.a. als 2,5 km langer Rundweg barrierefrei ausgebaut.
Alle Wege sind mit energiesparenden LEDs neu beleuchtet; die Ausstattungsgegenstände wie Sitzbänke, Liegen, Abfallbehälter sind vereinheitlicht. Es wurden Bäume gefällt, neu gepflanzt und insgesamt 64.000 Stauden und 117.000 Blumenzwiebeln gesetzt.
Die neuen paarweise in etwa einem Meter Abstand nebeneinanderstehenden Sitzbänke sind beispielsweise so konzipiert, dass diese nur an einer Außenseite über eine Armlehne verfügen. Rollstuhlfahrer können mittig zwischen das Bankpaar fahren und problemlos links oder rechts auf eine der beiden Bänke herübergleiten.
Die Bänke im Kurpark sind mittels Plaketten als „Notrufbänke“ gestaltet. Die Geodaten ihres Standortes sind in der Rettungsleitstelle hinterlegt. Bei einem Notfall muss nur diese Buchstaben- und Zahlenkombination genannt werden und die Rettungskräfte wissen genau, wohin sie fahren müssen.
Am Ostwall im Bereich der Skateranlage sowie am Westwall dem Spielplatz gegenüberliegend, entstanden Trockentoiletten. Sie verfügen über keinen Anschluss an die Kanalisation und werden täglich gereinigt. Das zum Händewaschen benötigte fließende Wasser wird durch Desinfektionsspender ersetzt.
Ein neues Informations- und Leitsystem verbindet die Anknüpfungspunkte für die Innenstadt, den LVR-Archäologischer Park Xanten und die Freizeitzentrum GmbH miteinander. Zusätzlich wurde ein mobiler, digitaler und barrierefreier Reiseführer entwickelt. Die App „Xanten für Alle“ steht als kostenloser Download zur Verfügung.
Die vier neukonzipierten Themenräume, im Ost-, Nord-, West- und Südwall runden das Bild der umgestalteten Parkanlage ab und schenken den Wällen ein neues Gesicht: vom Frühling bis in den Herbst verwandeln diese sich nun in ein Blütenmeer.
OSTWALL: SPIEL, FITNESS, NATURSCHUTZ und ÖKOLOGIE
Der Fitnessstandort wurde neugestaltet. In dessen unmittelbarer Sichtweite entstand ein neuer Abenteuerspielplatz mit Kaufladen, Burg mit Hängebrücke, Kletterwand mit Strickleiter und Netztunnel. Auf der umlaufenden Bobby-Car-Strecke lässt sich diese Spielstadt umrunden.
Zwischen Spielplatz und Bundesstraße ist eine weitläufige Schmetterlings- und Wildblumenwiese ausgesät worden. Diese weist eine hohe Artenvielfalt an bienenfreundlichen und raupennährenden mehrjährigen Blumen und Stauden auf. Zusätzlich wurde eine Vielzahl Insektenhotels - von Xantener Schulen entworfen und gebaut - aufgestellt. Die Stadt Xanten setzt so ein Zeichen gegen das Insektensterben und schafft Lebensräume für Arten, die es vorher in den Wallanlagen nicht gab. Hierzu wurden, um die Wertigkeit für Insekten noch zu erhöhen, partielle Sandbereiche und vereinzelte Holzstämme in der Fläche erstellt bzw. verteilt.
Der Wasserlauf „Pistley“ kann heute wieder über eine Brücke gequert und als ein typisch niederrheinisches Grabenbiotop neu erleben werden.
Zwischen Ostwall und Orkstraße ist dieser Teil des Rundweges in eine über 1.000 Quadratmeter große Pfingstrosen-Phlox-Wiese eingebettet. Hier kann der bestehende Geländesprung entweder über den neu erstellten barrierefreien „Wandelweg der Stauden“ oder über die zentral gelegene Treppenanlage überwunden werden. Man trifft auf ein „Meer an verschiedenen Pfingstrosen“ mit Sortennamen wie „Scarlet Heaven“ oder „Julia Rose“ im Zusammenspiel mit zahlreichen Phloxsorten. Im Übergang zwischen Rathaus und Ostwall ist zudem eine Salbei-Aster-Wiese angelegt, die schon im Frühjahr mit Blumenzwiebeln der Zwergtulpe das Frühjahr einläutet und den ganzen Sommer über bis in den späten Herbst hinein in verschiedenen Blau und Lilatönen die Besucher erfreut.
NORDWALL: STADTBALKON mit DRACHEN und AUSSENGASTRONOMIE
Im Bereich des Nordwalls / Kurparkeingang empfängt die Besucher eine wunderschöne Coreopis-Rudbeckia-Wiese. Diese, mit Gräsern abgestimmte Komposition aus u.a. Mädchenauge, Sonnenbraut, Sonnenhut oder Goldrute empfängt die Kurparkgäste mit einem Feuerwerk aus Gelb und Orange.
In Richtung Klever Tor führt der Rundweg geradewegs zur Hauptattraktion des Nordwalls: Die Kombination aus Stadtbalkon mit einer zwölf Meter langen und über zwei Meter hohen bespielbaren Drachenskulptur und Außengastronomie an der Kriemhildmühle.
Die Künstlerin Nicole Peters hatte seitens der Stadt Xanten den Auftrag für die Schaffung einer Drachenskulptur erhalten. Die Xantener Bevölkerung wurde zu Drachen-Workshops eingeladen. Bei der anschließenden öffentlichen Drachenwahl konnte anhand mehrerer Kriterien ein Drachenmodell prämiert werden. Dieses Modell wurde anschließend im Nordwall unter Einbeziehung der Bevölkerung als „soziale Plastik“ realisiert: 383 Kinder und Erwachsene zwischen 6 und 70 Jahren waren Teil des gesamten Prozesses. An der Betonmodellierung über einem Styroporgerüst und der anschließenden Fertigstellung von Drache Gordo (spanisches Wort für „Dicker“) mit über 100.000 bunten kleinen Mosaiksteinchen waren letztendlich 198 kleine und große Künstler beteiligt.
WESTWALL: DIE SINNE ERWECKEN
Im Westwall können Sie frische Luft atmen, so viel Sie wollen: Das neun Meter hohe und 25 Meter lange Gradierwerk - ein Holzbau, der mit Schwarzdorn-Reisigbündeln bestückt ist - zerstäubt salzhaltiges Wasser zu einer Art salzhaltigem Nebel, ähnlich der Meeresluft. Die Durchblutung der Lunge und der Sauerstofftransport ins Blut werden auf ganz natürliche Weise stimuliert. Eine umlaufende, mit Sitzbänken ausgestattete Überdachung lädt zum Verweilen und Inhalieren ein.
Daneben liegt ein zehn Meter langes und vier Meter breites Kneipptretbecken mit einem davor geschalteten Wassertisch für kalte Armbäder; probieren Sie es aus: aktive Bewegung stärkt Ihr Herz- und Kreislaufsystem!
Erfahren Sie Ihre Sinne neu auf dem Barfußpfad! Die mit unterschiedlichen Bodenmaterialien gefüllten Felder haben nach Kneipp einen durchblutungsfördernden Abhärtungseffekt. Hier wird neben dem Abrollvorgang der Füße auch die Körperhaltung natürlich reguliert, die Fußmuskulatur trainiert sowie die Belastung der Bandscheibe vermindert.
Die Königin der Blumen erleben Sie im angrenzenden Rosengarten. Hier sind viele unterschiedliche Rosenzüchtungen in Flach- und Hochbeeten gepflanzt worden, die einen betörenden Duft verbreiten.
Der Rosengarten wird vom Rundweg durchzogen. Die Fläche untergliedert sich in zehn Beete. Eine Fläche wurde als Hochbeet ausgebildet, um im Sinne der Inklusion auch Menschen im Rollstuhl ein direktes Erlebnis der Rosen zu ermöglichen. Hier finden Sie eine Vielzahl an reich blühenden und duftenden Polyantharosen, wie die Sorte „Leonardo da Vinci“ oder die Englische Rose „Weiße Jacques Cartier“. Aufgelockert wird die Bepflanzung mit dem „Calamagrostis x acutiflora“- Gras der Sorte „Waldenbuch“ und als Unterpflanzung wurde das weiße Duft-Veilchen („Viola odorata „Alba“) ausgewählt.
Die Fläche zwischen den Rosenbeeten kann zusätzlich für das Boule-Spiel genutzt werden.
Auf einem kleineren Spielplatz am Ende des Westwalls stehen Holzspielgeräte und Klettergerüst weitgehend im Schatten von Bäumen. Die Wippe kann sowohl von Rollstuhlfahrern als auch von Radfahrern genutzt werden. Gegenüber wurde eine Tanz- und Bewegungsfläche gestaltet. Hier sorgt ein Stromanschluss dafür, dass mitgebrachte Musikgeräte die passenden Rhythmen liefern können.
Der umgebaute und sanierte Weberturm, am Anfang des Westwalls gelegen, kann von Allen für Lesungen, Vorträge oder für andere Veranstaltung genutzt werden.
SÜDWALL: PARKLANDSCHAFT mit STAUDEN
Der vorhandene Baumbestand des Südwalls wurde um Staudenpflanzungen, Grünstrukturen und besondere Gehölze ergänzt. Hier wurde eine Erigeron-Sedum-Wiese als Staudenpflanzung gepflanzt. Die hauptsächlich in rot- und violett gehaltene Bepflanzung hat von Mai – Oktober eine sehr lange Blütezeit. Aber auch hier strecken im Frühjahr (März) schon die ersten Corcus und Tulpen ihre Blüten aus dem Boden. Zusätzlich wurden seltene Baumarten wie der gelbe Trompetenbaum, der Tulpenbaum und die Baumhasel an verschiedenen Stellen im Südwall gepflanzt und bereichern den bereits vorhandenen Baumbestand.
Am Übergang vom West- in den Südwall entstand ein kleiner Garten, in dem nun Pflanzen wachsen, die bereits in der Bibel erwähnt werden: Zedern, Judas- und Mandelbaum, Feigen- und Granatapfelbaum sowie Lavendel, Salbei, Brennender Busch u.v.m.
Die in Kübeln gepflanzten Zitronen und Oliven müssen allerdings in einem wärmeren Quartier überwintern. Ein vor Ort ausliegendes Faltblatt stellt die ausgewählten Pflanzen vor.